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Plötzlich Berufskraftfahrer

Herzlichen Glückwunsch liebe Camper

Wenn das Wohnmobil zum Schwertransporter mutiert

 


ACSOTR CEO - Theo Dedy - spart auf einen Concorde
Theo Dedy - spart auf einen Concorde

Stellen Sie sich vor: Sie träumen von Freiheit, aufregenden Abenteuern und grenzenloser Unabhängigkeit. Also kaufen Sie sich ein schickes Wohnmobil über 7,5 Tonnen, um ganz Europa unsicher zu machen. Klingt nach einem Märchen, oder? Aber halt, nicht so schnell! Was Sie wirklich erwartet, ist der Job als ehrenamtlicher Berufskraftfahrer – ohne Gehalt, dafür mit einem Haufen Verantwortung. Ab sofort sind Sie nicht mehr der entspannte Urlauber, sondern der stolze Besitzer eines digitalen Fahrtenschreibers, einer Fahrerkarte und einer ständigen Panikattacke bei der Vorstellung einer Polizeikontrolle. Willkommen im Universum der rollenden Vorschriften! Anstatt den Sonnenuntergang an einem malerischen Strand zu genießen, sind Sie jetzt damit beschäftigt, über die Tachographen-Daten zu brüten und nervös Ihre Lenk- und Ruhezeiten zu zählen. Wer braucht schon Freiheit, wenn man den Adrenalinkick hat, mit einem riesigen, wackeligen Ungeheuer durch enge städtische Einbahnstraßen zu kurven? Natürlich ist die Idee, in einem italienischen Café einen Espresso zu schlürfen, während der Wind sanft durch Ihre Haare weht, verlockend. Aber wie viel spannender ist es, an einer Autobahnraststätte zu halten und mit Ihren Lkw-Kollegen beim Grillen das Neueste aus der Welt der Kühlboxen auszutauschen?


Stellen Sie sich das Szenario vor!


Du cruisest entspannt mit deinem Wohnmobil und Anhänger, die Sonne strahlt auf dein Dach, und du fühlst dich wie der unangefochtene König der Straße. Plötzlich – ZACK! – blitzen die Lichter der Polizei auf. „Halt! Hier kommt die Fahrtenschreiber-Überraschung!“ Der Polizist, fragt: „Haben Sie ein EG Kontrollgerät und eine Fahrerkarte dabei?“

Du bist innerlich am Verzweifeln, denn alles, was du mitgenommen hast, ist dein Lieblings T-Shirt mit dem Aufdruck „Auf die Knie - ich bin der König der Campingplätze“ und eine Tüte Chips, die wie dein letzter Hoffnungsschimmer wirkt. Die Vorstellung, dass dein heißgeliebtes Wohnmobil bald in der nächsten Folge von „Polizei im Einsatz – Camping Edition“ auftauchen könnte, bringt dich zum Schwitzen.

 


Die Gesetzliche Grundlagen


Wenn Sie dachten, dass der Kauf eines großen Wohnmobils Ihr größtes Problem wäre, dann haben Sie das EU-Vorschriftenbuch noch nicht gesehen. Diese Vorschriften sind so detailliert, dass man damit locker eine 6-tägige Vorlesung füllen könnte – mit PowerPoint und allem Drum und Dran. - Hier die wichtigsten Highlights:

 

EU-Verordnung (EG) Nr. 561/2006: "Du sollst Pausen machen, ob du willst oder nicht."

EU-Verordnung (EU) Nr. 165/2014: "Alles, was du tust, wird aufgezeichnet."

Fahrpersonalverordnung (FPersV): Der Klassiker – denn in Deutschland gibt es immer noch eine Extra-Verordnung obendrauf. Mit anderen Worten: Ab 7,5 Tonnen verwandeln Sie vom Camper zum LKW-Fahrer – ohne Lohn, aber mit Bußgeldern und Pflichten – Machen Sie’s richtig oder zahlen Sie dafür.

 

a) Fahrtenschreiber (EG-Kontrolgerät) – Ihr neues Haustier auf dem Armaturenbrett

Der Fahrtenschreiber weiß ALLES. Wann Sie fahren, wann Sie Pause machen, wann Sie das Wohnmobil nur mal kurz umparken. Jede Sekunde wird aufgezeichnet, damit die Polizei später nachschauen kann, ob Sie artig waren. Es ist ein bisschen wie ein Tamagotchi – nur dass das Gerät nicht piept, wenn Sie Fehler machen. Das übernimmt dann die Polizei.

 

b) Fahrerkarte – Ihr VIP-Ticket für Polizeikontrollen

Ohne diese Karte geht gar nichts. Sie wird von der Behörde ausgestellt und speichert, was der Fahrtenschreiber über Sie weiß. Vergessen Sie die Karte? Bußgeld. Karte verloren? Bußgeld. Karte falsch herum eingesteckt? Erraten – Bußgeld.

 

c) Lenk- und Ruhezeiten – Das Pausenmanagement Ihres Lebens

Sie dachten, Sie machen Pause, wenn Sie müde sind? Falsch gedacht. Die EU hat das für Sie übernommen: Maximal 4,5 Stunden fahren, dann 45 Minuten Pause – egal, ob Sie mitten auf der Autobahn stehen oder der Strand nur noch 2 km entfernt ist. Maximal 9 Stunden pro Tag, aber zweimal pro Woche dürfen Sie auch 10 Stunden fahren. Na, wie großzügig! Und natürlich die Krönung: 56 Stunden pro Woche, als ob Sie eine Woche lang durchbüffeln wollen. Wenn Sie das nicht einhalten, dann gibt es keine freundliche Ermahnung. Stattdessen gibt es... Bußgeld!

 

Überwintern im Ausland – Sonne, Strand und Strafzettel

Wer denkt, dass er mit dem großen Wohnmobil in Spanien, Frankreich oder Italien einfach das süße Leben genießen kann, hat wohl die Rechnung ohne die Guardia Civil, die Gendarmerie und die Carabinieri gemacht. Diese Herren und Damen sind große Fans Ihres Fahrtenschreibers – und das aus gutem Grund. Spanien: Die Guardia Civil stoppt Sie gerne auf dem Weg zum Strand. Sie freuen sich auf Sangria, die Guardia Civil freut sich auf Ihre Kreditkarte. Fahren ohne Fahrerkarte? Bußgeld vor Ort – keine Karte, keine Weiterfahrt. Frankreich: Ah, la douce France. Denken Sie an Käse, Wein und... Polizeikontrollen. Die Franzosen nehmen es sehr ernst, wenn Sie Ihre Pausenregelung nicht einhalten. Mal kurz länger gefahren? ZACK – Bußgeld. Italien: Dolce Vita? Klar, aber nur wenn Sie genug Bargeld dabei haben. Denn die Carabinieri lieben es, Bußgelder sofort und in bar zu kassieren. Und nein, Kartenzahlung ist nicht möglich.

 

Ausnahmen – Der Silberstreif am Horizont (Spoiler: Es gibt keinen)

„Gibt es Ausnahmen?“ fragen Sie hoffnungsvoll. Na ja, es gibt sie – aber die Liste ist so kurz, dass Sie sie auf einem Post-it notieren könnten.

 

Sanktionen – Wenn der Urlaub plötzlich teurer wird

Wer die Regeln ignoriert, zahlt. Das ist die einfache Rechnung. Und bei den Bußgeldern geht es nicht um Peanuts.

Es geht um Summen, die eine ganze Urlaubswoche ruinieren können.

 

Fahrerkarte vergessen? Bis zu 1.000 Euro Bußgeld.

Fahrtenschreiber nicht benutzt? Ebenfalls bis zu 1.000 Euro.

Zu lange gefahren? 30 Euro pro angefangene 30 Minuten.

Pause verpasst? Bis zu 500 Euro für Sie und 1.500 Euro für den Fahrzeughalter.

 

In Spanien, Frankreich und Italien wird’s richtig wild: Spanien: Bargeld? Ja, bitte. Direkt vor Ort. Und wehe, Sie können nicht zahlen – dann parken Sie erstmal auf der „Spezialparkfläche“ für Verkehrssünder. Frankreich: Sie mögen Baguettes? Toll. Wir mögen Bußgelder? Weniger toll. Italien: Wer nicht zahlt, fährt nicht weiter. Bar oder gar nicht.

 

6. Fazit – Vom Traum der Freiheit zum Job als Hobby-Spediteur

Sie dachten, Sie kaufen sich ein großes Wohnmobil, um die Welt zu sehen. Falsch. Sie haben sich einen Nebenjob als LKW-Fahrer gekauft. Ihr neuer Arbeitgeber? Die EU. Ihre neuen Arbeitskollegen? Fahrtenschreiber, Fahrerkarte und Polizeikontrollen. Was Sie mitnehmen sollten: Ihre Fahrerkarte – am besten doppelt und dreifach. Einen Wecker – nach 4,5 Stunden muss Pause sein, ob Sie es wollen oder nicht. Bargeld – besonders, wenn Sie in Ausland unterwegs sind. Und die Moral der Geschichte? Wenn Sie Freiheit wollen, kaufen Sie ein Wohnmobil unter 7,5 Tonnen. Dann dürfen Sie noch selbst entscheiden, wann Sie eine Pause machen. Wenn Sie jedoch den Traum vom "großen Camper" leben wollen, dann genießen Sie die neue Rolle als Hobby-LKW-Fahrer – mit allen Verpflichtungen, aber ohne Gehalt. Gute Fahrt! Und vergessen Sie nicht: Der Fahrtenschreiber hat ein besseres Gedächtnis als Sie.

 

 


GOOD LUCK

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